Monopoly

Franz Josef Degenhardt

Wagen und Weiber und heiße Regionen
Im Fernsehn und lebend auf Bild und Plakat
Du kommst da nicht ran und du hast Erektionen
Und die Frau zu Hause kriegt dich nicht satt

Überstunden und spar'n für'n Wagen
Das große Geld verdienst du nie
Du schluckst die Wut und die staut sich im Magen
Da muß sich was ändern, aber du weißt nicht, wie

Weil die richtige Lösung von diesem Problem
Die soll'n wir vergessen, die soll'n wir vеrgessen
Weil diе richtige Lösung von diesem Problem
Ist für einige, aber nur für sehr wenige, nicht angenehm

Diese Moritat ist eine wahre Geschichte. Sie passierte so oder ähnlich am 26. Januar 1970 abends in Westberlin. Nein, nicht an der Mauer. Das passierte mitten in Westberlin. Und das passierte mit zwei Arbeitskollegen, beide 30 Jahre alt, verheiratet ohne Kinder, aber mit Konfession. Beide aus Westdeutschland, Volksschule, kaufmännische Lehre, Bundeswehr, dann nach Westberlin, da geheiratet wegen Familiendarlehen. Werksangehörige derselben Firma. Vorstrafen: keine

Für Achthundertfünfzig acht Stunden am Tage
Arbeit im selben Großraumbüro
Werkseigene Wohnung in Nachbarlage
2 1/2 Zimmer und im Bad ist das Klo

Und machen genau was sie machen sollen:
Sie machen sich gegenseitig ganz geil
Mit Überstunden, Musikschrank so weiter
Und die beiden Frauen machen auch ihren Teil

Weil die richtige Lösung von diesem Problem
Die soll'n wir vergessen, die soll'n wir vergessen
Weil die richtige Lösung von diesem Problem
Ist für einige, aber nur für sehr wenige, nicht angenehm

Also die beiden Arbeitskollegen sind Konkurrenten. Warum? Weil das nützt denen, von denen sie ausgenützt werden. Und jetzt wollen die ausgenützten Arbeitskollegen so sein wie die, die sie ausnützen. Was wollen sie sein? Monopolisten. Das geht natürlich nicht in Wirklichkeit. Also spielen sie. Was spielen sie? Sie spielen, und ihre Frauen spielen mit, abends nach Überstunden und wenn im Fernsehen nichts Richtiges ist, dann spielen sie das beliebte Gesellschaftsspiel Monopoly. Zu diesem Spiel gehören: 2 Würfel, 6 Spielfiguren, 32 grüne Häuser, 12 rote Hotels, ein Gemeinschafts- und Ereignisfach, Verschiedenes. Jeder erhält als Anfangskapital 30.000 Mark

Und hocken am Tisch und die Geldscheine wandern
Das Spiel ist ernst. Man ist Kapitalist
Und schon mal hat die ihre Hand bei dem ändern
Mit dem sie nicht verheiratet ist

Salzstangen, Bier, rote Köpfe und Lachen
Wenn einer paar Häuser verkaufen muß
Die Würfel rollen. Was willst du da machen?
Alles ist Schicksal, Gewinn und Verlust

Weil die richtige Lösung von diesem Problem
Die soll'n wir vergessen, die soll'n wir vergessen
Weil die richtige Lösung von diesem Problem
Ist für einige, aber nur für sehr wenige, nicht angenehm

Aus den Spielregeln von Monopoly: Sinn des Spiels ist es, Besitztümer so günstig zu kaufen, zu vermieten oder zu verkaufen, daß man der Reichste und möglichst Monopolist wird. Wer das meiste besitzt, der hat gewonnen. Und wer am wenigsten besitzt, der hat verloren. Und so war das am 26. Januar 1970 abends in Westberlin: Der eine hatte Überstunden gemacht. Soll Gehaltsaufbesserung kriegen. Weil der so tüchtig ist. Das sagt die Frau von dem anderen. Und dann kamen die abends noch rüber auf'n Sprung zum Monopoly. Und dann hat der nicht so Tüchtige alle seine Besitztümer an den Tüchtigen verloren. Und dann sieht er noch, wie seine Frau dem Tüchtigen mit 'ner Salzstange an der Hose rumfummelt. Und da war es dann soweit

Hat an dem Tisch die Flasche zerschlagen
Haut dem den Scherben grad ins Gesicht
Und durch die Wohnung ins Treppenhaus jagen
Und hinterher mit'm Brotmesser, sticht

Der hat an der Tür das Bleirohr genommen
Schlägt zu über'n Kopf zweimal quer
Und dann hat alles voll Blut geschwommen
Und im Krankenhaus lebten schon beide nicht mehr

Weil die richtige Lösung von diesem Problem
Die soll'n wir vergessen, die soll'n wir vergessen
Weil die richtige Lösung von diesem Problem
Ist für einige, aber nur für sehr wenige, nicht angenehm

Der Tod der beiden Arbeitskollegen hat geschmerzt. Vor allem das Werk, dessen Angehörige sie waren. Es nützt dem Werk nämlich gar nichts, wenn gute Arbeitskräfte sich erschlagen und erstechen. Das muß auch mal gesagt werden. Und es gab eine Doppelbeerdigung. Und viele Werksangehörige zogen mit

Und auf den zwei Särgen haben Kränze gelegen
Und daran waren Schleifen und darauf stand:
Gedenken den treuen Arbeitskollegen
Betriebsrat und Firmenvorstand

Und ein Direktor hat auch gesprochen
Vom gemeinsamen Boot, das uns alle eint
Aber das Leben ist Kampf, hat er paar Mal gerufen
Aber Klassenkampf hat er wohl nicht gemeint

Weil die richtige Lösung von diesem Problem
Die soll'n wir vergessen, die soll'n wir vergessen
Weil die richtige Lösung von diesem Problem
Ist für einige, aber nur für sehr wenige, nicht angenehm

Das war eine wahre Geschichte. Sie passierte Ende Januar 1970 in Westberlin. Nein, nicht an der Mauer. Das passierte mitten in Westberlin

Weil die richtige Lösung von diesem Problem
Die soll'n wir vergessen, die soll'n wir vergessen
Weil die richtige Lösung von diesem Problem
Ist für einige - nicht für die Krauses -
Nur für sehr wenige , für die Krupp's und so weiter
Nicht angenehm

Curiosidades sobre a música Monopoly de Franz Josef Degenhardt

Quando a música “Monopoly” foi lançada por Franz Josef Degenhardt?
A música Monopoly foi lançada em 1988, no álbum “Von Damals und von dieser Zeit”.

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