Der Geburtstag
Die Decke jetzt noch übers Knie
Den Krückstock her, dann schiebt mich raus
Die Meute soll den Herren sehn
Der wieder mal Geburtstag hat
Er lebe hoch, er lebe hoch
Da stehen sie alle aufgereiht
Und klatschen, daß es nur so klatscht
In Stücke reißen würden sie mich
Die unsichtbare Peitsche knallt
Und daran glauben sie immer noch
Sie schieben die kleine Ratte vor –
Wahrscheinlich eine Urenkelin -
Die den gereimten Quatsch aufsagt
Die hält mir Totenblumen hin
Und hat schon diesen Lauerblick
Ja, glotzt mich geil und tückisch an
Wie das Jahrhundert werd ich alt
Ich überleb euch alle noch
Ihr Scheißefresser, die ihr seid
Ich kenn euch in und auswendig:
Dich erstgeborenen Säuferkopp
Dich zweitgeborenen Jet-Set-Clown
Dich drittgeborenen Hampelmann
Der seiner Frau das Täschchen trägt
Und jeder von euch ist schon Greis
Eure Weiber stinken schon nach Gruft
Die Töchter huren um die Welt
Kein Enkel hat mehr Saft im Sack
Und einer ist vom Feind gekauft
Der hält ihn aber für Geschmeiß
Die einzige, die mich interessiert:
Da hinten die mit grünem Haar
Und dieser Lederjoppe an
Die könnte mich mal diese Nacht
Ein bißchen wärmen, sagt ihr das
Wehe, ihr gebt mir einen Kuß
Ich schlag euch mit dem Krückstock tot
Jetzt fängt auch noch der Werkschor an
Der brüllt doch immer viel zu laut
Daß ich mir das gefallen laß!
Die offizielle Laberei:
"Wir feiern heute einen Mann
Der nicht nur 84 wird ..."
Herrgottnochmal, wie konnt' das so
Verkommen weiter Jahr für Jahr
Der Bürgermeister: Anarchist
Der Polizeichef: Pazifist
Der Pfaffe glaubt nicht mehr an Gott
Den Abgeordneten, den zahl
Ich jetzt nur noch als Fernsehstar
Ja, Prost, Gesundheit. Hoffentlich
Verschluckt ihr euch bald an euch selbst
Ihr seid nicht mal Banditen, ihr
Ihr seid nur dumm, dreist und pervers
Und pißt in euer eigenes Bett
Da hat man doch nicht aufgepaßt
Jetzt kriegt das keiner mehr in’en Griff
Und irgendwann ist es so weit
Da hilft nur noch der große Knall:
Tabula rasa A bis Z
Ich heb das Glas und danke euch
Die ihr gekommen seid, mich ehrt
Wie gut ist so ein fester Bund
Wo jeder jedem fest vertraut
Und weiter schreitet Seit an Seit
Familie, Mitarbeiter und
Ihr Freunde: Ich werd weiterhin
Für euch dasein und das, was uns
Im Innersten zusammenhält
In dieser ernsten, schweren Zeit
Adieu, ihr Lieben, feiert noch
Los, Bodyguard, nun schiebt mich raus
Die Decke wieder übers Knie
Macht schnell, ich kann sie nicht mehr sehn
Sonst kotze ich die Bude voll
Mir ist bis in die Knochen kalt
Los, holt mir die mit grünem Haar
Und dieser Lederjoppe an
Nein, halt, vielleicht ist das sogar
Der Judas, der mich killen soll