Zwei Brüder
Eine Kutsche, schwer bewacht von Reitern
Holpert eilig durch die Nacht
Welch Schätze ihr wohl innewohnen
Dass man sie so gut bewacht?
Nun wir werden's bald erfahren
Denn dort ein Schatten unerkannt
Und aus dem Strauchwerk tritt ein Barde
Die Laute fest in seiner Hand
Sofort umringt von Reitern ist er:
"Sprich du Narr, was treibst du hier?
Siehst du nicht des Königs Wappen
In seinem Auftrag reiten wir!"
Ein Hornstoß aus dem nahen Walde
Pfeile fliegen durch die Nacht
Man hört Gesang des Barden leise
Als er greift in die Saiten sacht
Der Herr des Waldes ist er
Und nimmt sich seinen Teil
Genau die Hälfte kriegt er
Sein Eigentum ist's weil
Kampf der Brüder bis auf's Blut
Rache ist ein süßes Brot
Im Herz brennt heiß die Glut
Nicht länger blind für seine Not
Auf Rache sinnt er seit dem Tage
Als er die Wahrheit hat erfahr'n
Seine Mutter, die's nicht wirklich
Erzählt ihm wer die Eltern war'n
Es war der König nebst Gemahlin
Die Zwillinge gebar
Er gab ein Kind dem Kräuterweibe
Und man es nie wiedersah
Der Herr des Waldes ist er
Und nimmt sich seinen Teil
Genau die Hälfte kriegt er
Sein Eigentum ist's weil
Kampf der Brüder bis auf's Blut
Rache ist ein süßes Brot
Im Herz brennt heiß die Glut
Nicht länger blind für seine Not
Am Sterbebett beichtet der König
Seinem Sohn die schlimme Tat
Doch statt zu handeln schweigt er still
Mit nichts und niemand teilen mag
Der Bruder indes weiß es längst
Und holt sich selbst, was ihm gehört
Keine Kutsch bleibt ungeschor'n
Wenn ihr Weg den Wald durchquert
Denn der Herr des Waldes ist er
Und nimmt sich seinen Teil
Genau die Hälfte kriegt er
Sein Eigentum ist's weil
Kampf der Brüder bis auf's Blut
Rache ist ein süßes Brot
Im Herz brennt heiß die Glut
Nicht länger blind für seine Not