FLUT interlude

Aran Kananian

Gänsehaut - zieht sich bis in die letzten Winkel deines Körpers - und Kälte scheint dir plötzlich weniger eine Emotion, als ein physischer Zustand zu sein.

Du bemerkst, sie war immer ein Teil von dir.

Du zitterst jetzt schon viel zu lange, als dass eine weitere Regung etwas ändern könnte.

Also fokussierst du lethargisch, einen Punkt in der ferne, voller Hoffnung er könne etwas in dir bewegen.

Wäre es nur möglich die Wolken einfach ausreden zu lassen - bis sie von sich aus ein Ende finden.

Im trockenen Unterholz der Großstadt versteckt beobachtest du, wie sich keimende Pflanzen der Kraft der Tropfen widersetzen, und - entgegen der erschwerten Gravitation - nach der Sonne greifen - wie eine Giraffenzunge nach den obersten Blättern eines Akazienbaums.

Sie ertragen den Regen nicht nur - nein - sie zehren von ihm. Licht allein würde sie verdursten lassen und Wasser allein sie ertränken.

Du beneidest sie darum, weil auch du durstig bist - ach was red ich? - weil du schon seit einer halben Ewigkeit verdurstest, ohne wirklich etwas davon bemerkt zu haben.

Also nimmst du all deinen Mut zusammen, denn - was hast du jetzt noch zu verlieren?

Und du springst - springst von der kleinen Insel deiner vermeintlichen Sicherheit in das große nasse Ungewiss vor dir.

Und überreichst dich dem Willen der Flut.

Schenkst ihr voller Vertrauen was sie nehmen möchte - was du geben kannst - um wachsen zu lassen was von ihr genährt werden will.

Du erstarrst in ihrer Kälte.

Und schauderst vor ihrer Kraft.

Die dahinfließenden Wassermassen spülen die Staubschichten davon, die es sich schon viel zu lange auf dir gemütlich gemacht haben und
für einen kurzen Moment kommt Furcht in dir auf, sie würden auch dich mitreissen.

Deine Zunge bemerkt, noch bevor du es könntest, das salzig, verdünnte etwas aus deinen Augen, dessen Geschmack du fast vergessen hattest.

Von dem du hofftest, du müsstest es nie wieder schmecken.

Und du weinst.

Du weinst und jede einzelne Wolke weint mit dir.

Weint um all die Dinge die der Schauer dir nahm und in sich ertrinken ließ.

Fast so als wollten ihre Tränen dir deine abnehmen.

Nach einem sich unendlich lang anfühlenden Augenblick, wischst du dir das Gesicht mit dem klammen Ärmel deines Pullovers trocken und erblickst einen einzelnen, gold schimmernden, Strahl am Horizont, wie er sich mutig durch die grauen Riesen aus Dunst und Wind kämpft.

Er scheint gerade genau so einsam wie du zu sein, aber glänzt ungeachtet dessen in all seiner Schönheit.

Fast als wäre er stolz - so selten zu sein.

Für einen Moment fühlt es sich so an, als würde er nur für dich scheinen.

Der Strom flüchtet sich in das Dunkel der Kanalisation und offenbart der Sonne stellen, die ihr seit einer Ewigkeit verborgen blieben.

Du schaust ihm lächelnd hinterher, dankbar für seine Erhlichkeit.

Für den Wandel,

Für das Leben und dafür, dass er dich leben ließ.

Und plötzlich, ist dir nicht mehr kalt.

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